In “Herzlich willkommen” liegen all unsere Hoffnungen auf bessere Zeiten.
Es ist daher mein völliger Ernst “Herzlich willkommen, 2022″ zu sagen! Frisch hat es begonnen, das Jahr 2022. Und damit verbunden all unsere Erwartungen, die man begierig, ja fast schon flehend mit dem neuen Jahr verbindet.
Es liegen zwei äußerst magere Jahre hinter uns. Keines davon will ich wieder erleben. Der Hauptfokus lag auf: Können wir weiterhin Geld verdienen und haben wir genügend Essen auf dem Tisch? Gefolgt von darauf folgender Frage: Halten wir mit dem Betrieb durch, ja hält die Wirtschaft durch? Die dritte und letzte entscheidende Frage, die wir uns zwei Jahre lang gestellt haben: Bleiben wir gesund?
Ich denke, ich spreche für alle, wenn ich behaupte, dass wir in den Jahren zu manierlichen Analysten herangewachsen sind, um etwaige Tendenzen zu berechnen und einschätzen zu können. Und unsere Mühen und Fertigkeiten entwickelten wir ausschließlich, um uns mental immer wieder aufs Neue auf unsere persönlichen Worst-Case-Szenarien vorzubereiten. Denn ansonsten gab es Corona, neben Impfen lassen, wenig entgegenzusetzen, um etwas an der Lage verändern zu können.
Zurückgezogen verfolgten wir die Geschehnisse und passten uns an alles Mögliche an, nur um uns mehr oder weniger durchzulavieren. Wir riskierten noch nicht einmal einen Blick in die Vergangenheit. Wir wollten jegliche Erinnerung an schöne Zeiten vermeiden, – wer quält sich schon gerne selbst. In Rückbesinnung verfangen, entwickelt sich schnell eine Menge Sehnsucht, die wir gerade vielleicht weniger wünschen. Was bringen mir schließlich Bedürfnisse auf schöne Zeiten, wenn ich nichts davon kurzfristig, geschweige denn langfristig gesehen, einleiten, ändern oder herbeiführen kann?
Wir üben uns derweilen in Entbehrung und Dankbarkeit. Wir sind dankbar für jede klitzekleine Prognose auf bessere Zeiten und dankbar über alles, was uns geblieben ist.
Hätte mir das jemand vor mehr als zwei Jahren prognostiziert, ich hätte ihn für komplett durchgeknallt gehalten. Die Welt besinnt sich zurück, erfreut sich bereits an Kleinigkeiten … geradezu absurd … und doch trifft es den Nagel auf den Kopf.
Und eigentlich haben sich vorher schon viele gefragt, wie lange es noch gut geht mit höher, weiter, größer, besser und was weiß ich noch alles. Wir hetzten alle einem Leben hinterher, das nur noch auf, wer ist noch besser und Megalomanie ausgerichtet war.
Und nun? Wir leben gewissermaßen mit und in einer globalen Vollbremsung und stolpern tagtäglich über die Überreste unseres selbst errichteten Größenwahnsinns.
Rückbesinnung und gute Vorsätze für bessere Zeiten sind angesagt.
Bleiben davon drängende Fragen allgegenwärtig:
- Wird es wieder bessere Zeiten geben?
- Erinnern wir uns an unsere guten Vorsätze aus unserer Krise?
- Lernen wir aus unseren Erkenntnissen und mit welcher Konsequenz?
Derweilen spielt “Home – David Nail” im Radio. Meine Gedanken schweifen ab, direkt ans Meer. Und ich schaue quer rüber zum Horizont, über mir schweben Möwen lautlos im Wind. Da ist sie, ich verspüre sie und gebe mich ihr hin: diese unbändige Sehnsucht nach Befreiung und einer besseren Welt.
Herzlich willkommen 2022!

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