Rolling Stones – ein pures Lebensgefühl!

Ein großartiger Abend in Düsseldorf mit den Rolling Stones in der Esprit-Arena liegt hinter uns. Eigentlich würde ich jetzt eher auf unserem sau-saugut-Blog darüber berichten, wie es war. Schließlich berichte ich darin über vielzählige Veranstaltungen – da würde der Auftritt von den Rolling Stones gut passen. Neben einem Video-Bericht  auf unserem sau-saugut-Blog entscheide ich mich, aufgrund des Themas „Altern“ dann auch noch für diesen Blog.

Denn an diesem Abend habe ich einige Momente die Brille des „Alterns“ auf und blicke hinter die Kulissen von Jubel und Euphorie.

Erst kürzlich sammelten wir ähnliche Erfahrungen auf dem Konzert von Udo Lindenberg – aber dieses Mal… puh… das ging nah dran.

Also alt sind wir noch nicht, aber das „Alter“ macht sich schon immer mehr bei mir bemerkbar.

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Als wir die Fans erblicken, wird uns recht deutlich klar, in welcher Altersklasse sich die Meisten befinden. Es ist unbeschreiblich, wie vielen älteren Menschen wir begegnet sind. Definiere „älter“… ja so um die 70 Jahre alt – damit übertreibe ich keineswegs.
Es waren auch genügend junge Menschen vor Ort, gar keine Frage. Ich würde trotzdem behaupten, dass die ältere Generation an diesem besonderen Abend überwiegt.

Die Arena füllt sich recht schnell. Uns fallen sofort die Sitzplätze im Innenraum auf. Einst erlebte ich das beim Konzert, „The Wall“ von Pink Floyd. Damals mussten wir, wegen speziellen Sicherheitsbestimmungen, sitzen bleiben. Aber bei den Stones, macht das Sinn?

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Normalerweise ist der Innenraum das „Zugpferd“ bei einem Konzert. Wenn der Innenraum vor der Bühne tobt, tobt das Publikum auf den Rängen ganz automatisch mit. „Die Stühle werden das verhindern“…, denke ich noch.

Als die Rolling Stones auf die Bühne kommen, toben wir, 45.000 Fans, vor Freude. Die „Altherrenriege“ nochmals vollzählig erleben zu dürfen, ist uns allen eine mächtig große Ehre!

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Wir sitzen auf der Tribüne und schauen von oben in die Zuschauermenge. Anfangs stehen zwar viele auf, um die Stones zu feiern. Aber nicht nur die Tribünen müssen im weiteren Verlauf immer wieder von Mick Jagger anfeuert werden. Wir beobachten an diesem Abend eine Menge Zuschauer, die einfach nur dasitzen, ohne Regung und scheinbar in völliger Teilnahmslosigkeit versunken. Zwei Stühle neben uns schläft eine ältere Dame im Verlaufe des Konzertes einfach ein… Erstaunlich, dass sie trotzdem dabei sind.

Wir sind an diesem Abend daher mehr die Ausnahme, als wir aufstehen, jubeln mittanzen, mitsingen und klatschen. Auch im Innenraum geht es aufgrund der Bestuhlung gediegener zu.

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Brille „Alter“ aufgesetzt: Ich wage einen Blick hinter die Fassade von Ehrerbietung und Huldigungen und damit bleiben die Stones weiterhin sympathisch und einmalig aber nicht mehr unsterblich…

Charlie Watts ist inzwischen 76 und man merkt deutlich, dass es nicht mehr so schnell geht. Sein Schlagzeug bleibt sein Elixier, doch am Ende des Konzertes erkenne ich, wie anstrengend solch ein Abend für ihn ist.

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Ebenso geht es dem wankenden Keith Richard. Vom „Solo-Höhepunkt“ wird liebevoll in den Medien berichtet. Doch er kann nicht mehr mit der Leichtigkeit von einst spielen. Sein Solo ist mitunter kratzig und grobmotorisch dann wieder sicher, wie in alten Zeiten. Sein Körper und seine Finger sind steif. Nicht nur einmal hält er seine zittrigen Hände fest.

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Mit, vom Alter gegerbtem Antlitz, blickt auch Ron Wood in die Zuschauermenge und seine Bewegungen sind ebenfalls wesentlich ruhiger und bedachter geworden. Das Spielen seiner Gitarre ist scheinbar leichtfüßig, aber auch für ihn ist der Auftritt anstrengend, man sieht es ihm immer wieder an.

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Mick Jagger atmet öfters hörbar tief durch, aber tanzt und rennt auf der Bühne hin und her – ihm gehen die Bewegungen noch leichter, als Keith und Ron, von der Hand. Aber die Leichtigkeit von einst ist auch bei ihm verblasst.

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Allen steht das Leben deutlich ins Gesicht geschrieben. Am Ende ihres Auftrittes will Charlie sich noch die Jacke zu machen… steht unbeholfen auf der Bühne, als die anderen schon im Begriff sind zu gehen. Ron geht wieder zurück, denn Charlie wankt mächtig – er scheint völlig erschöpft zu sein. Seine Motorik ist steif, seine Finger gehorchen nicht mehr. Ron umarmt ihn und nimmt ihn liebevoll mit in den Backstagebereich…. Ich verdrücke indes für sie ehrfürchtig eine Träne… oder verabschiede ich damit auch meine eigene Jugend?

Oh man, welch eine Höchstleistung von euch und das alles nur für uns, die so unersättlich immer wieder nach euch verlangen! Wir danken euch für diesen unvergesslichen Abend!

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Mir persönlich fehlt am Ende des Konzerts, das nach Zugabe skandierende Publikum. Erstaunlich, dass das bei einer Band der Superlative, den Rolling Stones!!! wohlbemerkt, an diesem Abend gänzlich ausbleibt.

Ich glaube auch nicht daran, dass wir die Stones nochmals live erleben werden. Für sie wird es Zeit… für ruhigeres Fahrwasser. Für viele der Fans ebenso…

Solche Ereignisse erinnern mich an mein älter werden. Dank Stones stehen ich vor dem imaginären Spiegel des Seins. Ich erkenne darin die Erkenntnis, alt zu werden, ob ich will oder nicht… Von daher stehen die Jungs für mich stellvertretend dafür da, dass Altern nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Welt verbunden sein muss aber durchaus etwas ziept… weh tut. Abschied von vielen Dingen immer mehr Realität annimmt.

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Die Stones sind und bleiben grandios und legendär!

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