Zweideutig kommt sie daher, die Überschrift. „Weg (Straße) vom Plastikmüll“ oder „weg (distanzieren) vom Plastikmüll“. Beides stimmt. Der Leidensweg vom Plastikmüll wie auch die Aussage: weg vom Plastikmüll zu abbaubaren Alternativen – damit bin ich gleich beim Thema.
In meinem letzten Artikel sprach ich von konventionellen Mülltüten, also Plastiktüten, die ich aus meinem Haushalt gänzlich entfernen will. Das Netz nutze ich nun, um mir einen umfassenden Überblick darüber zu verschaffen und hätte ich geahnt, welche Fragen damit verbunden sind… Andere gehen gerade in die Kirche und ich suche am heiligen Sonntag im Internet nach einer passenden Lösung bezüglich Mülltüten. T’schuldigung, lieber Gott, aber ohne Erde gibt es auch dich nicht mehr. Daher ziehe ich es vor, über Umweltschutz nachzudenken.
Was mir zuerst auffällt, jeder Anbieter vermarktet seine recycelbaren Tüten unter dem Begriff „Bio-Tüten für den Biomülleimer“. Interessant, oder? Denn ich suche keineswegs nach Tüten für meinen Biomülleimer. Sondern ich suche eine adäquate und umweltschonende Alternative der bestehenden Plastiktüten für meinen Restmüll.
Plan B ist der Mülleimer ohne Mülltüte. Für mich kein Problem, ich brauche nur wenige Schritte samt Mülleimer über den Hof zu gehen, um an meine Mülltonnen zu kommen. Doch was ist mit Hausbewohnern aus dem, beispielsweise fünften Stockwerk? Ich kann es verstehen, dass die nicht für die Entsorgung des Mülls doppelt rennen wollen, nämlich fünf Stockwerke runter und mit leerer Mülltonne wieder hoch. Also eine Tüte wäre daher schon recht praktisch.
Für alle, die den Unterschied noch nicht kennen: Die Biotonne wird seit Jahren für Bioabfälle eingesetzt, die für eine Verwertung gemäß Bioabfallverordnung geeignet sind. Abbaubare Abfälle sind: Gartenabfälle, Backwarenreste, Eierschalen, Fleischreste, Fischreste, Gemüsereste, Kaffeesatz und Filtertüten, Obstreste, Teereste usw.. Die einzelnen Kommunen erteilen euch darüber Auskunft, welche Abfälle ihr genau darin entsorgen könnt.
In die Restmülltonne (Hausmüll) gehört der übrig gebliebene und nicht zu trennende Abfall. Also Zigarettenkippen, Asche, Babywindeln, Hygieneartikel, schmutzige Tücher, Staub, Staubsauerbeutel usw.
Denn unser Müll kann bis auf wenig Überbleibsel inzwischen fast restlos getrennt voneinander entsorgt werden. Glas, Batterien, Elektroschrott, Plastik, Papier landen nicht mehr im normalen Müll. Der Hausmüll bleibt damit überschaubar. Ich habe einen Abfalleimer unter der Spüle stehen, worin mein Restmüll wandert. Bis dato nutze ich in diesem Abfalleimer eine herkömmliche Plastikmülltüte. Wenn sie voll ist, ziehe ich mittels Band die Tüte zu und bringe sie zur grauen Restmülltonne. Das will ich nun ändern, denn für diese Plastiktüte suche ich einen umweltschonenden Ersatz und davon handelt dieser Artikel.
Nach ausführlicher Studie der einzelnen Datenblätter der Mülltüten, entscheide ich mich für zwei Produkte, die ich näher unter die Lupe nehme. Voraussetzung, sie müssen für meinen Mülleimer so um die 30 Liter Füllgröße haben.
„BioBag 30 Liter, EN 13432“ und „Swirl Bio-Müll Folienbeutel 35L, DIN CERTCO ganiert Kompostierbar“ sind letztendlich in meiner engeren Auswahl.
Ihr merkt es? Jetzt fängt der Spaß erst richtig an. Denn was heißt denn das „EN 13432“ und „DIN CERTCO“ genau? Und aus welchem Material sind denn nun die Beutel?
Bei BioBag werde ich in soweit fündig, dass die Beutel aus Maisstärke hergestellt werden. Ist denn das ein Restprodukt oder…? Ich verwerfe erst einmal den Gedanken und lese weiter. Zugelassen sind die Beutel für das Recycling von Essensabfällen in den meisten Kommunen. Warum die Einschränkung „meisten“? Gibt es bei einzelnen Kommunen dazu Bedenken? Auch diesen Gedanken lege ich erst einmal beiseite und lese dazu weiter: „EN 13432 zertifiziert + dem europäischen Standard Setzlinglogo“ und „100% biologisch abbau- und kompostierbar“. Das ist schon mal gut, sie sind biologisch abbaubar und zudem sogar kompostierbar. Das scheinen die richtigen Tüten zu sein. Aber was ist das für eine Zertifizierung EN 13432? Jetzt will ich es genauer wissen.
Und prompt schnappt die Falle bezüglich, abbaubar, biologisch abbaubar, kompostierbar usw. zu. Eigentlich wollte ich es gar nicht so genau nehmen, doch ich merke, ich MUSS es sogar genau nehmen. Wiki schreibt darüber eine ganze Menge – zwei Kaffeetassen später nun meine Zusammenfassung dessen: Biologisch abbaubare Werkstoffe werden unterschiedlich definiert. Alle KunststoffProdukte, die nach EN 13432 zertifiziert werden, sind berechtigt, das Kompostierbarkeitszeichen zu verwenden. Sie sind also biologisch abbaubar und somit kompostierbar.
Interessant auch der Absatz in Wikipedia „oxo-abbaubar und oxo-biologisch abbaubar“. Denn bestimmte Fragmente dieser Produkte sind nicht vollständig abbaubar! Wenn ihr darüber mehr lesen wollt, dann folgt mal meinem Link zu Wikipedia.
Das Label bestätigt mir mit einem Blick, dass beide Tüten, also von BioBag und Swirl zertifiziert sind, ergo vollständig abbaubar sind.
Das beruhigt mich schon mal. Trotzdem bleibt die Frage, aus welchem Material die Tüten sind und woher das Grundprodukt stammt. Wie oben schon erwähnt, könnte die Maisstärke aus den Abfallprodukten der Maisfelder stammen… oder auch nicht. Ersteres erscheint sinnvoller. Mais ist leider auch noch durch Gentechnik massiv in Verruf geraten, unterstütze ich das nun damit? Zudem spielen die weltweit angelegten, riesigen Felder auch eine Rolle beim Thema Treibhauseffekt sowie dem Einsatz von Pestiziden und Düngermittel. Und eh ich mich versehe, bin ich wieder mitten drin im Thema Insektensterben und das behagt mir ganz und gar nicht.
Ich brauche einen klaren Kopf und hole mir einen Kaffee… nebenbei schnell noch meinen Apfelkuchen in den Ofen schieben und meinen Bauch mit dem restlichen Teig füllen – Mmhh!!
Bei den Tüten von Swirl weiß ich überhaupt nicht, aus welchem Grundprodukt sie hergestellt sind. Auch auf der Internetseite unter Rezeptureninformation oder dem Datenblatt der Beutel bei Swirl entnehme ich darüber nichts. Von „Bio-Müll-Folienbeutel“, die 100% biologisch abbaubar sind, ist da lediglich die Rede. Ich bin skeptisch – warum finde ich nicht mehr darüber? Ich versuche im Netz schlauer zu werden und stoße prompt auf einen Artikel von WELT N24 aus dem Jahre 2015, der mich aufhorchen lässt. Darin schreibt der Autor, dass das Umweltbundesamt den Einsatz der kompostierbaren Tüten kritisch betrachtet. Denn „biologisch abbaubare Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, haben keine ökologischen Vorteil“, so lese ich. Unsere Ackerböden versauern durch den Anbau der Pflanzen, die für die Produktion der Bio-Mülltüten als Grundprodukt herhalten.
In dem Artikel werden ich zudem gewahr, dass die DIN Norm EN 13432 voraussetzt, dass Bio-Mülltüten sich zu neunzig Prozent vollständigen zersetzen müssen, die RestBestandteile dann kleiner als 2 mm sein müssen und der gesamte Prozess binnen zwölf Wochen geschehen muss. Auch lese ich, dass die EU-Norm wohl festsetzt, aus was die Mülltüten hergestellt werden: Maisstärke, Zellulose und Polymilchsäure. Gilt das dann auch für die Tüten von Swirl?
Die Umwelthilfe spricht sogar davon, dass die überteuerten Tüten mit gängigen Verfahren nicht kompostierbar seien und man befürchte, das damit neue Mais-Einöden wegen des Stärkebedarfes entstehen… Meine anfänglichen Bedenken sind also begründet, na toll!
Und der letzte Satz wirft mich dann ganz zurück. Helge Wendenburg vom Bundesumweltministerium bringt es klar auf den Punkt: „Die Biokunststofftüten zersetzen sich nur bei einer bestimmten Wärmeentwicklung und längeren Verweildauer. Wenn die Bio-Mülltüten im Meer landen, verrotten sie nicht“
Das war’s dann mit Bio-Misttüten aus Mais oder sonstigem Gedöns! Es wird Zeit, dass ich als nächstes die Papiertüten genauer unter die Lupe nehme. Dazu fällt mir nämlich auch gleich das massive Abholzen der Wälder ein… und noch viel mehr.
Das Ergebnis dieser Recherche wird in einem meiner weiteren Artikel folgen. Jetzt gehe ich erst einmal Apfelkuchen essen.
Der ist nämlich fast fertig. Mittlerweile haben wir auch schon halb drei. Schönes Restwochenende 🙂
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