Es gibt keine Lösung mehr!?

Kennt ihr das auch, wenn man völlig desillusioniert ist? Wenn nichts mehr Sinn ergibt, was man getan hat oder tut? Wenn man, wie das Kaninchen vor der Schlange sitzt und völlig paralysiert auf das Ende wartet? Man handlungsunfähig ist und nichts tun kann, um die sich anbahnende Katastrophe abzuwehren? 

Das Kartenhaus bricht schon zusammen und man kann rein gar nichts dagegen tun, nur es  beobachten oder wegschauen. 

Das sind die Momente, in denen das Geld, um Rechnungen zu bezahlen, gänzlich fehlt. Man sich selbst nicht mehr traut, um all die Versprechen einzuhalten, die man gegeben hatte. Das sind die Situationen, in denen Erwerbslose kein Einkommen mehr haben, Rentner keine Rente beziehen, die eigene Firma verloren ist und das Finanzamt die Konten sperrt, der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht, das geleaste Auto abgeholt wird und das eigene Hab und Gut unter den Hammer kommt. Das sind Augenblicke, in denen klar wird, dass man verloren hat, was man einst gelebt, geliebt und aufgebaut hat. 

Das Hier und Jetzt löst sich auf und man driftet ab in die Vergangenheit, sehnt sich zurück nach all dem Glück, dem Leben, die Unbeschwertheit, die man einst besaß. Man schaut angstverzerrt in die Zukunft und ahnt das Schlimmste und sucht verzweifelt nach Lösungen. 

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Das sind die Momente, in denen man lieber schläft und träumt als in der Gegenwart zu sein. Die eigenen vier Wände erdrücken, man kommt sich vor, wie im offenen Strafvollzug. Nichts ist so schön, wie es einst war. Die Sonne strahlt nicht mehr, der Blick aus dem Fenster gestaltet sich im Einheitsgrau. Geräusche empfindet man nur noch als störenden Lärm. Sommerliche Wärme oder die winterliche Kälte werde unerträglich, die Natur wird zur Zumutung und der Weg vor die Tür zur Tortur. 

Man möchte Niemanden mehr sehen, denn schon allein die Frage, wie es denn geht, wenn man jemanden begegnet, ist nicht mehr zu beantworten. Man fühlt sich bezüglich sozialer Kontakte nicht mehr authentisch und gerade zu bedrängt. Für andere lachen oder freundliche sein wird zur Qual – man ist nur noch kraftlos… Was soll man auch noch reden, insbesondere wenn es um Scheißthemen wie Urlaubsplanung oder Freizeitgestaltung geht? Beides bleibt für Jemanden, der kein Geld besitzt unerreichbar.

Die Seele stürzt ins Uferlose, man fühlt sich ausgebrannt, unfähig, blockiert und leer. Plötzlich wird die Alternative gewahr, an die man früher nie gedacht hatte und man sich nun schmerzverzehrt annähert. Die einzige Alternative, um das Leid zu beenden, dass eh kaum noch ertragbar ist.  Von Tag zu Tag wird der Wunsch nach der ultimativen Lösung stärker. Denn es gibt auf Jahrzehnte gesehen, keine Perspektive mehr, kein Ziel und nichts worauf man sich noch freuen könnte. 

Ob es politisch gesehen ein Debakel ist, wenn alte Menschen kaum Rente beziehen, Erwerbslose in die Sozialhilfe abstürzen oder irgend Jemand oder man selbst für den Ruin verantwortlich ist… es ist eigentlich nicht die Frage, die wir uns stellen sollten. Es geht um keine Schuldzuweisungen, denn schon längst ist der Krug in den Brunnen gefallen. Es spielt keine Rolle mehr, warum man pleite oder handlungsunfähig ist. Auch wenn ich es wüßte, woran es liegt – für diesen Moment ist diese Erkenntnis unbrauchbar. Denn es ist bereits geschehen – das Drama hinlänglich bekannt – man befindet sich mitten drin.

Ähnlich fühlt man sich, einen geliebten Menschen zu verlieren… diese unerträgliche Einsamkeit zu ertragen, die Sehnsucht nach ihr/ihm – bei allen Begebenheiten. Bei jedem Handgriff des täglichen Lebens schnürt es einem die Kehle zu. Wofür noch weiter, nichts ist mehr teilbar oder gemeinsam zu erleben. Jeglicher Sinn rauscht an einem vorbei ins Nirvana der Unendlichkeit. Dafür nicht mehr…aufhören!!!

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Schwer erkrankt zu sein ohne Hoffnung auf Besserung oder Heilung. Die Schmerzen machen einen wahnsinnig, das eingeschränkte Leben raubt einem den Verstand. Der Sinn für ein Leben – es wird immer unvorstellbarer…

Der seelische Ausnahmezustand ist allgegenwärtig – die Seele schreit nach Erlösung.

 

Es gibt jedoch nicht nur deine Alternative!

Natürlich ist der Schmerz und die Verzweiflung immens. Doch die Seele ist das Maß aller Dinge. Sie ist verletzt und muss heilen, sodass der innere Schmerz erträglicher wird. Man braucht nicht wirklich viel Geld, man kann sich von Vielem trennen und geliebte Menschen, die gegangen sind, loslassen.

Voraussetzung, die Seele braucht Stabilität! Sie reißt uns in den Abgrund, sie ist es, die uns nicht mehr klar blicken lässt!

Daher ist es wichtig, sich aus einer vermeintlich, ausweglosen Situation zumindest seelisch zu fangen. Das muss man jedoch oder vielmehr man kann das oft nicht allein bewerkstelligen. Dazu fehlt die Kraft, denn die angeschlagene Seele raubt jegliche Kraft.

Menschen zu haben, die erkennen, wie schlimm solch eine Situation sein kann… das ist wichtig! Oft ist gerade der Kontakt zu fremden Menschen, der Weg aus dem Tief. Sie können aus der notwendigen Distanz, ohne voreingenommen zu sein, das Problem aufschlüsseln und aus der Perspektivlosigkeit helfen.

Dafür wird eine ganze Menge getan, Hilfe angeboten, die nichts kostet. Nur ein Anruf genügt, um neue Impulse gewahr zu werden. Ein einziges Gespräch reicht oftmals aus, um neue Perspektiven für sich zu erkenne.

Die Meisten schotten sich ab und lassen Niemanden mehr an sich heran.

Aber aus der eigenen Welt kann man sich nicht befreien oder weiterentwickeln. Dafür braucht man Anregungen von außen. Und was hilft da mehr, als ein Mensch! Denn Sorgen kann man tatsächlich teilen!

0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123 Der Anruf ist kostenfrei

seelsorge

Ich mache mir seit vielen Jahren zu diesem Thema Gedanken. Der eigene Tiefpunkt vor vielen Jahren, der Wohnort in Rheinland Pfalz und der Tod meiner Angehörigen, war Auslöser, über den Tod und Freitod nachzudenken.

Ich lebte viele Jahre in Rheinland Pfalz und gegenüber meiner Wohnung befand sich ein Felsmassiv, von dem ich verzweifelte Menschen springen sah…

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Alle Angehörigen, die ich in den Tod begleitet habe, waren schwer krank (Krebs, Alzheimer, Parkinson). Da stellt sich ganz automatisch die Frage, ob mir der Freitod Erlösung bringt oder nicht. Ich war immer der felsenfesten Überzeugung, dass ich „Schluss“ mache, bevor ich mich herumquälen muss. Doch die vielen Erfahrungen vor dem Sterben zeigten mir etwas Wundervolles. Wir nutzen die Zeit aus, bis zur letzten aber wirklich letzten Sekunde. Denn wir wollten so lang es geht, zusammen bleiben und die Zeit, die wir noch gemeinsam hatten, zusammen leben. Ich hätte nie gedacht, dass es so ist, wie es war.

In den Tagen und Momenten vor dem Tod wird man deutlich gewahr, dass das Leben unwiederbringlich ist. Es frühzeitiger zu beenden, war daher für alle überhaupt gar keine Frage mehr. Ich bin dankbar für das Erlebte – mit ihnen gemeinsam diesen Weg gegangen zu sein und diese wundervolle  Erkenntnis daraus mitgenommen zu haben.

Ich spüre heute noch diese Ambivalenz – einerseits einen schnellen Tod herbeizuwünschen und andererseits der Natur ihren Lauf zu lassen. Eins ist mir jedoch klar geworden – wegen finanziellen Sorgen schmeiße ich mein einzigartiges Leben nicht einfach weg. Ich kann nicht zurückspulen auf Anfang, um in diese Welt ein zweites Mal geboren zu werden, damit ich probiere, es besser oder gesünder oder was auch immer.. zu leben.

Nicht aufgeben – weiter kämpfen!

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