Update: Gina unser Problemhund

Könnt ihr euch noch an meinen Beitrag erinnern, als Gina bei uns eingezogen ist und wir nach und nach feststellen mussten, wie verhaltensauffällig sie leider ist? Die kaum zu bremsen und hyperaktiv war, ihren eigenen Kot gefressen hat, nicht hundertprozentig stubenrein und von der Fellbeschaffenheit auch ziemlich vermackt und durchgescheuert war.

Gina, unser Wirbelwind

Dieses Mädel hat sich mit der Zeit echt gemacht. Das war für uns zwar der pure Nervenkrieg und hat eine Menge Kraft gekostet, aber es hat sich gelohnt, am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben. Ich musste mich bei allen (Familie und Hunde) durchsetzen, ja, das war nicht immer leicht. Für unbedarfte Menschen wäre Gina nichts gewesen, ich behaupte sogar, für die Meisten wäre das nicht gut gegangen. Ich mache es mir heute noch zu Nutze, dass Gina an mir hängt, wie eine Klette. Sie ist nach wie vor völlig auf mich fixiert. Ich bin ihr Leittier geblieben und das ist sehr gut für sie. Denn sie will es mir recht machen, sie will im Rudel aufgenommen und akzeptiert sein. Und das schafft sie nur, indem sie sich maßvoll unterordnet.

Und das war ein enormer Kraftaufwand, den ich dazu leisten musste und auch heute noch teilweise an den Tag lege. Inzwischen hört sie auf’s Wort. Sie ist diejenige, die man ohne wenn und aber frei laufen lassen kann. Sie kommt sofort zurück, wenn ich sie rufe. Sie kommt aber auch ohne Rufen immer wieder zurück, um sich schnell eine Streicheleinheit oder liebes Wort von mir abzuholen. Das ist ihr sehr wichtig – sie will Harmonie und das mache ich mir zu eigen, denn sie bekommt Harmonie, wenn sie brav ist. Ansonsten halte ich sie deutlich auf Abstand und das mag sie gar nicht.

Kot frisst sie nicht mehr, das gewöhnt ich ihr nach und nach ab. Sie ist nur noch in Begleitung mit mir raugegangen, sodass ich sie beobachten konnte. Jedes Mal, wenn sie ihren Kot gefressen hat, gab’s ein Donnerwetter. Irgendwann war es ihr klar, wenn sie dran gehen würde, dass es für sie unangenehm wird. Sie bekommt bei uns regelmäßig Futter, das hat sicherlich auch zu ihrem Grundvertrauen beigetragen. Ihr ist inzwischen klar, hungern muss sie bei uns nicht. Sie hat auch gut zugelegt, sie ist nicht mehr so knöcherig, wie am Anfang.

Früher hat sie ihr Futter einfach runtergeschlungen und das hatte massive Magenprobleme zur Folge. Mit ihrem Schlingnapf und der Gewissheit, dass ihr niemand was wegfrisst, frisst sie inzwischen deutlich langsamer. Mache ich die Futternäpfe fertig, tänzelt sie wie verrück um mich herum. Die Ausgelassenheit lassen ich ihr auch. Doch wenn dann die vollen Näpfe auf den Boden gestellt werden, dann darf sie nicht einfach drauf zu stürmen. Davon halte ich sie ab, indem sie erst einmal in’s „Sitz“ gehen muss… ohhhhh und das vor ihrem gefüllten Napf und Georgia, die schon längst fressen darf. Das fällt ihr nicht leicht. Sie schaut dann immer wieder zwischen Napf und mir hin und her. Sie muss ja artig warten, bis ich das Kommando zum fressen gebe. Eine Kopfbewegung reicht da aus und sie stürmt an ihren Fressnapf. 😆

Mit Georgia kommt sie inzwischen sehr gut klar. Ihr rüpelhaftes Verhalten gegenüber Georgia ist vorüber. Denn ich war überall anwesend und griff ein, wenn sie angefangen hat, zu dominieren. Dann gab’s von mir als Rudelführer sofort Abstand – ich jagte sie einfach weg. Sie durfte sich erst wieder dem Rudel nähern, wenn sie gemäßigt daher kam. Georgi hat sie zwar am Anfang öfters weggebissen, doch mir reichte das als Sanktion nicht aus. Denn Gina verstand das nicht, sie versuchte immer wieder aufzusitzen und zu penetrieren. Um Georgia im Griff zu halten, hielt ich ihr den Rücken frei. Denn auch ihre Nerven waren arg strapaziert, irgendwann hätte sie sich nur noch zurückgezogen und den Weg für Gina frei gemacht und das wollte ich keinesfalls. Ich als Rudelführer entscheide, wer vom Rest dominierender sein darf. Heute sind die Fronten komplett geklärt, jeder hat seine Position. Georgia ist die Schlauere und Gelassenere geblieben, sie gibt gerne mal nach… wenn Gina mal wieder völlig am Rad dreht und sich gerade nicht kontrollieren kann. Aber Gina hat begriffen, dass das reine Gutmütigkeit ist und man ihr Freiraum gibt, damit sie wieder runterkommen kann.

Gina ist Wirbelwind geblieben – das wollte ich ihr auch nicht nehmen. Nicht jeder Hund kann so gelassen, wie Georgia sein. Gina ist und bleibt halt ein Brausewind aber eine süße Liebenswerte, die inzwischen genau weiß, wann sie mal so richtig Gas geben darf. Auf unseren langen Spaziergängen durch einsame Wälder und Felder darf Gina rennen und toben. Georgia lässt sich anstecken und rennt mit. Das ist so schön, die beiden wetzen und toben zu sehen. So sind beide wunderbar ausgelastet.

links Georgia, recht Gina

Ginas Energie kanalisieren und das auf Spaziergängen und im Garten, das ist uns damit gut gelungen.

Sie ist dadurch deutlich gelassener geworden und liegt auch am Tag ruhig auf ihrer Decke. Sie reagiert nicht mehr ständig auf alles Mögliche. Auch wenn wir mal Besuch bekommen, bleibt sie artig auf ihrer Decke liegen. Wenn sie doch mal losstürmen will, brauche ich nur energisch „Decke“ zu rufen und sie folgt brav meiner Anweisung.

Leinenführigkeit… oh man, was hat das Nerven gekostet! Wir haben so viel probiert, nichts hat wirklich geholfen. Sie „Fuß“ laufen zu lassen, ist enorm wichtig – denn in entscheidenden Momenten muss das klappen, damit nichts im öffentlichen Raum passiert. Außerdem geht mir Gezerre an der Leine so richtig auf den Keks. Der Stock war dann die Kehrtwende. Ja ein Stock, den ich als Spazierstock an ihrer Seite verwendete. Sonst wollte sie immer nach vorne preschen, mit Stock jedoch blieb sie immer ein Fußbreit hinter mir und lief artig neben mir her. Nach Wochen ging es dann auch ohne Stock. Ich änderte wieder die Taktik, nun gibt’s für Verstöße einen kurzen Ruck am Halsband, das reicht ihr, um sich zurückzubesinnen, dass sie ja Fuß gehen soll. Denn sie ist so ungestüm und verspielt, dass sie öfters mal ihre Kommandos vergisst – *lach… ja sie wetzt auch in unserem Garten herum und vergisst dabei, ihr Geschäft zu machen. Das Kommando „Geschäft machen“ holt sie dann wieder zurück und sie besinnt sich, schnell noch ihr Geschäft zu erledigen. „Sitz“, „Platz“, „Hier“ und „Nein“ klappen auch gut. Mehr benötigen wir nicht, um ein erträgliches Miteinander zu gestalten. Inzwischen hat sie auch begriffen, dass sie auf dem Sofa nichts zu suchen hat und das auch nicht einfordern darf. Abends zieht sie sich auf ihre Decke zurück und schläft. Und das ist gut, denn sie braucht Ruhe, um für sich die notwendige Ausgeglichenheit zu finden.

Sie darf nichts unreflektiert oder auf eigene Faust unternehmen. Ich bin und bleibe ihr stetiger Schatten und das weiß sie sehr genau. Sie braucht eine Rundumbetreuung und die gebe ich ihr gerne, damit sie sich sozialisiert verhalten kann. Aus der Nummer werde ich nie rauskommen. Ja, das war auch ein gewaltiger Prozess bei mir. Ich musste mich an die Situation gewöhnen, denn so ein pflegeintensiver Hund, das bedeutet stetige Aufmerksamkeit. Das belastet so lange, wie man es nicht für gegeben annimmt. Inzwischen habe ich es akzeptiert und finde dadurch auch wieder zu meiner inneren Ruhe und Ausgeglichenheit.

Sie muss sich alles erarbeiten, sie bekommt nichts geschenkt. So trainiere ich mit ihr täglich Gehorsam und Mäßigung. Nur so ist das Mädel zu bändigen und erträglich gegenüber uns.

Wir wünschen uns noch viele unbekümmerte Jahre mit unseren Hunden, das steht fest. Und hier, mit unserem großzügigen Gelände, unseren einsamen Wäldern, dem Meer und der Wesermarsch ist das ein Paradies für unsere Hunde. Gina und Georgia haben Glück, dass sie bei uns in ihrem persönlichen Paradies gelandet sind.

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