Wenn der Griff zu den Sternen genauso kurz ist, wie zum Griff nach dem Strohhalm, dann ist es mal höchste Eisenbahn, über das Leben, oder dem was davon übrig geblieben ist, zu sinnieren.

Und Gott sei es gedankt, kann ich das noch so halbwegs auf dem schriftlich Wege. Ich bin zwar keine Leuchte, wenn’s um’s Schreiben geht. Aber es reicht, um das auf’s Papier zu bekommen, was ich über allen möglichen Mist so denke. Schade eigentlich… ich habe so viele Fähigkeiten, aber keine davon ist so ausgereift, dass ich sie zu Geld machen könnte. Nen Haufen Bücher schreiben, da hätte ich echt Lust drauf. Aber es fehlt deutlich an Wortfindung und ausgeprägten Fähigkeiten. Ich wüsste schon gar nicht, wo ich anfangen soll und wie ich das alles, was ich „über“lebt habe, ordnen soll.
Künstlerisch bekomme ich einiges auf die Reihe, nur halte ich nicht durch und verfallen quasi immer wieder in meinen selbst inszenierten Winterschlaf.

Den Rest der Zeit verbringe ich damit, Geld zu verdienen, mit Arbeiten, die mir auch keinen oder wenig Spaß machen. Trotzdem gebe ich dann alles, ich tauche quasi ab und versuche das Beste abzuliefern. Gelingt mir auch – bin selbst oft über das Endergebnis überrascht. Da kann es auch mal passieren, dass ich mich in meiner selbstverordneten Einsamkeit und Zurückgezogenheit, selbst dafür feiere.
Ich brauche keinen Applaus
Ich bin genügsam, mir reicht es völlig, wenn ich mit mir selbst zufrieden bin. Ich brauche dafür keinen Chef oder Mitarbeiter, die womöglich mit lächerlichen Gesten oder nervigen Handgeklatsche skandieren, um mich zu feiern. Das ist ein Ringelpietz-mit-Anfassen-Gesülze, das ich einfach nur als abnormal und peinlich empfinde. Und es soll ja so einige geben, die Applaus in welcher Form auch immer, schier sehnsüchtig erwarten. Dazu gehöre ich keineswegs.
Mich treiben meine eigenen Visionen an, um ein vernünftiges Ergebnis zu erzielen. Und ich bin kreativ, wenn es um Visionen geht. Ich kann mir so einiges vorstellen… es lebt quasi schon in mir, bevor ich anfange, es umzusetzen. Ich bin auch der festen Ansicht, alles was man in Gedanken zum Leben erweckt, kann auch real umgesetzt werden.
Kundenzufriedenheit
Als ich noch in einer mittelständigen IT-Firma in der Kundenzufriedenheit arbeitete (ich habe diesen Job echt geliebt), war da mein Arbeitskollege Matthias, mit dem es mir tatsächlich gelungen ist, Visionen zu performen. Dieser Prozess der Ideenfindung war grandios. Man tauchte quasi zusammen in das jeweilige Thema ab, ließ sich mitziehen und zog mit und gestaltet Sachen, die sich in einem nüchternen Umfeld niemals ergeben hätten. Wir beide waren darin sehr gut und es hat uns der Erfolg gezeigt, dass es der richtige Weg war. Heute noch profitiert dieses Unternehmen von unseren Ideen.
Ich bin gut
Wenn die Weichen gestellt sind, bin ich gut, in dem was ich tue. Ich denke mich in Sachen hinein, die vorher in meinem Leben nie eine Rolle gespielt haben. Ich übernehme, wie ein Schauspieler, meine Rolle und spiele sie einfach gut. Das ist kein Eigenlob, sondern mein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Und ich überschätze es keineswegs. Ich bleibe mir gegenüber sehr kritisch, hinterfrage alles mehrfach, bevor ich loslassen kann und das Ergebnis als gut (wohlweislich nicht als perfekt) bezeichne.
Es sind nicht alle Projekte, die mich vollauf zufrieden stimmen – aber die anderen sind zufrieden, also kann auch ich (und muss es auch, wenn es zeitlich begrenzt wird) irgendwann loslassen. The Best of erreiche ich, wenn ich eine zeitlang noch die Möglichkeit habe, nachzubessern. Ich lasse grundsätzlich erst mal meine Arbeit liegen… die Ideen dazu kommen dann ganz von alleine und ich kann mein Projekt schlussendlich insoweit verfeinern, dass alles passt.
Und genauso, wie ich etwas hypen kann und für gut empfinde, desto gravierend „ver“falle ich in tiefste Trauer, wenn mir etwas nicht gelingen will, was nicht oft vorkommt… Denn dann reizt es mich noch mehr, dran zu bleiben, um es zu verstehen. Das geht lange gut, bis ich irgendwann die Lust daran verliere.
Yin und Yang
Ich bezeichne das immer als Yin und Yang – das Zusammenspiel der Gegensätze. So fröhlich ich sein kann, so wütend bin ich auch. Also toben in mir polar einander entgegengesetzte Kräfte und dennoch aufeinander bezogene duale Energien, die sich ergänzen.
Lach… das könnte ich ja mal so in einem Bewerbungsgespräch formulieren, wenn es um Stärken und Schwächen geht. Gelingt mir nur nicht, weil ich mir den Kram gar nicht merken kann. Einmal ausgesprochen oder geschrieben verschwindet diese Weisheit in meinen ergrauten Gehirnwindungen aufs Unwiderrufliche. Eigentlich kann ich eh besser alles auf den Punkt bringen, wenn ich es schreibe. Verbal gelingt mir das nie so, wie ich es will. Außer mit einer Ausnahme, wenn ich fachsimple. Irgendwann sind fachliche Bezeichnungen bei mir manifestiert und ich kann sie dann verbal gezielt zum Ausdruck bringen. Aber wehe, ich beschäftige mich ein paar Monate nicht damit, dann kann ich, zu meinem Ärger, bei fast Null wieder anfangen.

Inzwischen ist mein sicherer Hafen mein Büro geworden. Aus dem Angestellten-Business bin ich bereits seit 11 Jahren ausgestiegen. Übrig geblieben ist das Business als selbständige Virtuelle Assistentin. Ich unterstütze andere Firmen, wenn ihnen quasi die Arbeit über den Kopf gewachsen ist. Kurz und bündig: Ich bin für unterschiedliche Unternehmen als selbständige, virtuelle Assistentin aktiv und tätig. Meist ergeben sich die anfallenden Aufgaben im Kontakt zu meinen Auftraggeber/in. Ich nehme meinen Kundinnen und Kunden die Aufgaben ab, die sie abgeben wollen, aber eben virtuell. Mehr dazu könnt ihr gerne meiner Seite Future4web entnehmen.
Alles Weitere dreht sich seit meinem Ausstieg um die sau-saugut. Bei uns kommt alles von uns. Von der Buchhaltung bis zum Marketing, stammt sämtliches aus unserer Feder und Fähigkeit. Arnt übernimmt den Part Lohn- und Buchhaltung sowie das Zubereiten der Köstlichkeiten, die wir auf Veranstaltung feilbieten und ich widme mich, neben den lästigen persönlichen Auftritten auf Veranstaltungen, den Themen: Webseitengestaltung, Artikel schreiben, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Marketing, Sozial Media, Fotografie und Produktpräsentation und den dazu erforderlichen Kontakten mit Veranstaltern. Wir beide gehen immer Anfang des Jahres auf Suche nach neuen Veranstaltungen und schreiben die Veranstalter dazu an. Und wir wickeln das alljährliche Anmeldeprozedere für bestehende Veranstaltungen ab. Wir ergänzen uns in unseren Tätigkeitsbereichen und es läuft gut.
Nerv mich nicht an
Was ich überhaupt nicht mag, ist meine Anwesenheit auf Veranstaltungen. Es gibt bestimmte Veranstaltungen, die ich durchaus gerne besuche und mitwirke. Aber schon allein der nervige Kundenkontakt mit all den blödsinnigen Fragen und den kläglichen Selbstdarstellungsversuchen, kotzt mich regelrecht an. Beileibe sind die meisten Kunden echt entspannt, aber leider gibt’s auch die nervige und schlecht gelaunte Fraktion und die ist echt bitter… und treibt mich regelrecht um. Regelmäßig gibt’s dann auch Tullus, denn ich zeige es, wenn mir was widerstrebt oder unsinnig erscheint.
Ich kann selten Unsinnigkeiten einfach unkommentiert stehen lassen. Ich könnte mir auf die Lippen beißen, mir in diesen Moment selbst auf die Füße treten oder was auch immer. Aber das gelingt mir fast nie – es sprudelt einfach aus mir heraus, wie beim Tourette. Ich behaupte von mir, wenn mich etwas nicht gerade wütend stimmt, dass ich beim Rest an ein gelegentliches und latentes Tourette-Syndrom leide. Das ist mir danach immer ziemlich peinlich. Aber meist sind die dann schon über alle Berge. Es gibt aber auch Situationen, wo ich diesen Menschen noch mal begegne – dann nutze ich die Gelegenheit und entschuldige ich mich bei ihnen – aus solchen Begegnungen sind schon Freundschaften entstanden.
Unbändige Wut
Bei Menschen, die mich wütend machen, allerdings nicht. Die sollten mir auch danach lieber nicht mehr begegnen und das Weite suchen.
In meiner Tätigkeit in der Kundenzufriedenheit gab es nicht einen einzigen Kunden, der mich wütend gemacht hat. Und wütende sowie herablassende Kunden hatte ich einige. Wahrscheinlich konnte ich von mir selbst auf andere schließen und sie deswegen so gut in ihrer Wut und Angst verstehen. Kurios aber durchaus zu kapieren.
Privat sieht das anders aus…. da kann ich massiv wütend werden, gar keine Frage. Aber ich fange mich auch so schnell wieder, wie ich wütend geworden bin. Und das kuriose dabei, ich kann mich danach nicht mehr an den genauen Verlauf erinnern. Also Problembewältigung mit mir ist aufgrund dessen nicht möglich, weil ich mich einfach nicht erinnern kann. 😆 Also auch so ’nen Anteil an verkappter Borderlinerin tobt in mir – nur nicht so ausgeprägt und mit Ritzen verbunden. Die tosende Wut indes ist identisch zum Borderliner.

Nun denn… wie es auch ist, ich habe mich quasi an mich gewöhnt. Und ich bin froh, einen kauzigen und intelligenten, genügsamen Mann an meiner Seite zu wissen, der für mich stark genug ist und meine Allüren manchmal aushalten muss. Wir haben es geschafft, zusammen eine Firma aus dem Boden zu stampfen, die von Anbeginn gewinnbringend war. Wir ziehen an einem Strang und wir sind beide von unseren Persönlichkeiten ziemlich verschroben, krüsch und einzigartig. Auch er mag keine Menschen um sich herum und bevorzugt das Leben als Eremit mehr, als sich mit Menschen abzugeben, die einem eh nichts bringen. Wir sind beide unkonventionelle, introvertierte Persönlichkeiten, die im Business extrovertiert daher kommen und recht deutlich in ihrer Aussendarstellung auffallen. Manche, die uns nun viele Jahre kennen, wissen uns heute noch nicht einzuschätzen. 🤣 Ist auch gut so, denn ich will von Niemanden in eine Schublade gesteckt werden. Sollen sie mal lieber rätseln und immer damit beschäftigt sein. Dann gehen sie mir nicht auf den Sack.
Ich denke, unser Eremitendasein werden wir vollenden, wenn wir durch Corona dann endgültig den Todesstoß bekommen und in die Knie gezwungen werden.
Dieser Satz, Zitat “ Wir sind beide unkonventionelle, introvertierte Persönlichkeiten, die im Business extrovertiert daher kommen und recht deutlich in ihrer Aussendarstellung auffallen“ Zitat Ende , hat mir sehr sehr gut gefallen . Könnte auch uns beschrei en.
Ich drücke euch die Daumen , das ihr nicht durch Corona in die Knie gezwungen werdet ♥️ Liebe Grüsse Anja
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Wir tun zumindest unser Bestes. Wenn alle Strick reißen, muss eine Lösung her. Weltreise oder so.. wäre passender als hässliche Vierzimmerwohnung mit Kloblick 😆
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