Es ist schon lange amtlich, aber ich habe bis dato damit gezögert, meine Teilnahme an dem Workshop zu veröffentlichen. In meinem Beruf weiß ich einfach nie, ob ich bestimmte Termine letztendlich einhalten kann.
Nun steht unsere Tour – gestern haben wir noch einen Termin dazu bekommen, aber für mich selbst klappt es nächstes Wochenende. Es geht nach Düsseldorf, zu Jacques Tilly, dem renommierten Künstler für Grossplastiken.

Wer kennt sie nicht, die politischen Plastiken zum Düsseldorfer Karneval. In seinen Botschaften, umgesetzt auf vielen Karnevalswagen, bringt er brisante Themen mit Schärfe, Ironie und Witz auf den Punkt. Mit seinem Team baut und entwirft er unter anderem auch künstlerisch ambitionierte Plastiken, Kulissen und Dekorationen für Events, Messen, Bühnen und für Filme.


Jacques Tilly, 1963 geboren, ist Illustrator und Bildhauer – er prägt halt seit 30 Jahren den Karneval in Düsseldorf. Seine politischen Kampagnen in Form von Großplastiken sind weltweit bekannt. Amnesty International zeichnet ihn 2017 mit dem Menschenrechtspreis für Meinungsfreiheit aus. Ich denke, in einigen Ländern würde er für seine politischen Plastiken sofort hinter Schloss und Riegel verbannt werden. 😆
Fest steht, er sorgt mit seinen Wagen immer wieder für viel Tumult und Verärgerung. Man denke an Wagen wie die Selbstmordattentäter 2007, Kardinal Meisner pflegt die Tradition 2005, Merkel in Amerika 2003, Brexit 2019 und viele mehr. 1996 wurde der Bau eines Kruzifixwagens nach einer bundesweiten Protestwelle gestoppt, Helmut Kohl durfte nicht als nackter Urwaldindianer dargestellt werden, und als Röttgers als Skinhead auf die Obdachlosenhilfe einschlug, führte es dazu, dass die Landesregierung die Rücknahme der Streichung der Obdachlosenhilfe veranlasste. In seinen Mottowagen steckt viel Zunder! Daher bleiben seine Mottowagen inzwischen bis zum Karneval unter Verschluss. Keiner, außer sein Team, bekommt bis zur letzten Sekunde Einblick auf die Mottowagen.

Nächste Woche bin ich nun bei ihm und seinem Team. Ein Workshop, der für mich am Samstag und Sonntag eine volle Ladung Wissen bereit hält. Und ich bin gespannt, wie ein Flitzebogen.
Ich verspreche mit viel von diesem Workshop. Erstens erstelle ich selbst Plastiken und zum zweiten kann ich das für meine Firma und dessen Standbau einbringen. Einiges habe ich schon für unseren Steampunk-Stand umgesetzt.

Ich tendiere aber noch dazu, zu minimalistisch und nüchtern zu sein. Ich will mehr, ich möchte größere und auffallendere Plastiken bauen. Insbesondere möchte ich mir Techniken aneignen, die mir meine eigenen Projekte letztendlich vereinfachen.

Ich trage viele Visionen in mir, aber diese vom Reißbrett, nämlich von der maßstabsgetreuen Entwurfzeichnung, bis zur Umsetzung, dazu fehlen mir schon die Techniken – geschweige denn, sie in einer Größe zu bauen, die letztendlich auffällt. Mit welchen Farben kann ich sie bearbeiten, wie gehe ich mit der Spritzpistole zielgerichtet ans Werk und wie konserviere ich das ganze, damit sie auch mal einen Regen überstehen können? Ich hoffe, dass ich diese Frage im Workshop klären kann.
Ich berichte Weiteres von dem Workshop, wenn ich davon zurück bin.
Jetzt freue ich mich erste einmal darauf und schaue mir das satirische Bilderbuch von Jacques Tilly an.
Bildernachweis: Angela Roesenberger, Ricarda Hinz und Hojabr Riahi